Bild: Dan Hillier / Pachamama

Welche Kurzmeditation kann völligen Anfängern gut in einer zweistündigen Veranstaltung zum Thema Abhängigkeitserkrankung vermittelt werden?

Meditation ist nicht etwas was man lernen kann oder soll um von Abhängigkeiten loszukommen. Mit solch einer Absicht überfordert man den Schüler. Beim Meditieren handelt es sich um Übungen die uns helfen wieder zu einem “Normalzustand” zurückzukommen. Wir im Westen unterliegen oftmals der Illusion, dass wir entweder unsere Gedanken, unsere Gefühle, oder unser Körper “sind”. Vor allem sind es aber unsere Gefühle, welche sowohl den Körper als auch unsere Gedanken bestimmen.

Durch Meditationsübungen lernen wir zunächst Gedankenmuster zu erkennen und finden heraus, dass diese eine flüchtige Natur haben. Wir “sind” also der Gedanke Nr. 1, aber auch Gedanke Nr. 2 und 3,…. Jedoch stellt sich dann die Frage: “Wo “sind” wir zwischen den Gedanken?”

Durch genaue Beobachtung erkennt man, dass da “etwas” ist, ein Sitz von Aufmerksamkeit. Jenseits und zwischen den Gedanken. Interessanterweise haben wir auch die Tendenz uns mit aufkommenden Gefühlen zu identifizieren. Beispiel: Unser Ex-partner hat uns betrogen, wir fühlen einen Schmerz, also ist unser Partner Schuld, dass wir uns betrogen fühlen und es quasi dadurch “sind”. Durch Meditation versucht man diese Gedankenzuordnung aufzuheben und nur das Gefühl an sich zu fühlen, ohne das Bild des Ex-Partners. Das heißt auch “Verantwortung” für die eigenen Gefühle übernehmen. Man kann das mit einem verdreckten T-shirt vergleichen, welches von Wäsche zu Wäsche wieder sauberer wird. Meditation hilft Gefühle zuzulassen (zu “waschen”) und nach und nach aus ihrer Starre befreien.

Meditation hilft, weil sie Bewusstsein schafft um die Komplexität der eigenen emotionalen, mentalen und körperlichen Prozesse wieder als eine Einheit zu erleben. Bei Abhängigkeitserkrankungen muss das langsam passieren, weil der unbewusste Drang von Suchtkranken ist die eigenen Gefühle und Gedanken zu kontrollieren. Es besteht hier auch eine extreme Identifikation mit diesen. Der empfundene Schmerz will verdrängt werden, Meditation aber führt wieder zurück zum Schmerz. Und erst durch Akzeptanz und richtige Integrierung wird dieser Schritt für Schritt aufgehoben. Das kann je nach Trauma oft Jahre dauern.

Im Vergleich dazu eine Pille zu nehmen, einen Whiskey zu trinken, Heroin zu spritzen, ne Line zu ziehen oder einen Joint zu rauchen, wird weiterhin verführerischer sein und bleiben.

Meditation ist ein gutes Werkzeug, aber die Bereitschaft muss da sein und ein klares Bild was es ist und was nicht. Es ist keine Wunderpille, sondern eine hart erarbeitete Lebenshaltung.

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