Was mögt Ihr an anderen Menschen nicht?

Was die innere Haltung anderen Menschen gegenüber betrifft, so versuche ich von Urteilen abzulassen. Da es schon ein automatisierter Vorgang ist, eine Meinung zu haben, betreibe ich in extremen Fällen einen konteplativen Aufwand um die vorgefertigte emotionale Haltung/Reaktion zu integrieren.

Das passiert nicht unbedigt aus Nächstenliebe, sondern weil es mich selber aus der Ruhe bringt und unnötig beschäftigt, wenn ich einen Frust gegenüber jemand in mir herumtrage. Also “verinnerliche” ich diesen Konflikt und akzeptiere, dass es auch in mir diese Idiotie, Eitelkeit, Bedürfnis, Ärger, Frust oder Unzufriedenheit geben muss. Sonst würde ich keine Antipathie fühlen. Diesem jemand wäre ich ansonsten neutral eingestellt.

Beispiel: vor ein paar Tagen hinterließ ich einen unliebsam-kritischen FB-Kommentar bei einem Autor und Professor einer Kunstakademie. Er machte in seinem Beitrag Werbung für die Astra-Zeneca Impfung. Zwar erwähnte er einerseits, dass er damit niemand animieren möchte, nur wenn du in einem FB-Beitrag den Daumen hoch und stolz den Impfpass zeigst, dann stinkt das wohl nach Heuchelei. In anderen Worten:

“If it looks like a duck, swims like a duck, and quacks like a duck, then it probably is a duck.”

Mitten im Gefecht, um wer wohl das größere, bzw. das edlere Ego von uns beiden hat, ist mir die Absurdität der Situation aufgefallen. Und nicht allzu lang ist es her, wo ich ebenso ungefragt meine Ansicht zu Dingen preisgegeben habe, ja schlimmer, persönliche Empfehlungen, ohne irgendetwas von den anderen Personen zu wissen, ausgesprochen. Über Jahre riet ich Menschen doch “mehr grünen Tee zu trinken”, diese neue Sorte von “xyz” auszuprobieren, das ausgefallenste Lokal zu besuchen, etc. Aus reiner Selbstüberschätzung und Geltungsdrang.
Demhinzu habe ich eine eher negative Haltung Kunstakademien gegenüber, weil ich selber an eben solcher studiert habe. Auch da, gemischte Gefühle. Also, erwischt. Eigentor. Auch mein “kritischer Einwurf” war selbstgefällig.

Da mir nach Konflikten immer etwas aufgefallen ist, was ich bei mir ändern kann, bleibe ich kaum am Verhalten des anderen hängen. Und ich nerve mich dann selber, wenn ich merke, dass mir wieder jemand am Sack zu gehen scheint. Meistens winke ich es ab mit “ich bin auch nicht perfekt” und gut ists. Jeglichen Konflikt-Enthusiasmus überlasse ich anderen.

Bei Fällen wo ich merke, dass es mich regelrecht zerfetzt, half es genau das Gegenteil von dem was mich nervt zu machen. So kreiere ich durch nachjustiertes Verhalten, neue Gewohnheiten im Denken und Fühlen. In dem oberen Fall, schloß ich mit mir selber einen Vertrag, in Zukunft nur auf Fragen zu antworten. Ungefragte Empfehlungen gibt es bei mir nicht mehr. Damit beruhige ich mein eigenes schlechte Gewissen, in dem ich das was mich beim Anderen stört, als etwas was ich bei mir ändern kann, annehme.

Link zum Quora-Beitrag