Rainald Simon: Übersetzter & Herausgegeber des “Daodejing” / Reclam
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Kapitel 11

“Dreißig Speichen, sie haben eine Nabe gemeinsam;

dem, wo sie nichts hat, ist die Anwendung des Wagens
geschuldet.
Man streicht Ton in einen Model und macht daraus ein Gefäß;
dem, wo es nichts hat, ist die Anwendung des Gefäßes
geschuldet.
Man bohrt Türen und Fenster und schafft dadruch
einen Wohnraum;
dem, wo er nichts hat, ist die Anwendung des Wohnraumes
geschuldet.
Deshalb gilt: Was das Sein von etwas angeht, so liegt darin
die Nützlichkeit.
Was das Nicht-Sein von etwas angeht, so liegt darin
die Anwendbarkeit.”


KOMMENTAR:

Im Daodejing wird großer Wert auf die sich bedingende Polarität zwischen “Sein und Nicht-Sein” gelegt. Das Kapitel 11 geht anhand alltäglicher Beispiele diesem Prinzip auf den Grund. “Die Existenz des Seins, bedingt das

Nicht-Sein (Wagennabe, Öffnungen in Gefäßen, Hohlräume in Wohnungen) bedingen die Funktionalität des Seins (Bewegung des Rades, Nutzen des Gefäßes, Schutz eines Hauses).

Das Verstädnis wird durch die Aufhebung der Illusion des Dualismus vereinfacht. Da, zeitentbunden, der Prozess zwischen “Nicht-Sein & Sein” der Ewigkeit entspricht. Ein Thema auf welches das Daodejing mit verschiedene Bilder hindeutet.

Dieses Kapitel verdeutlicht dieses Prinzip im Alltag.

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