Rainald Simon: Übersetzter & Herausgegeber des “Daodejing” / Reclam
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Kapitel 4

Kapitel 4

Dao ist leer wie ein leeres Gefäß und wendet man es an,
nimmt es wohl keine Fülle an. Eine Untiefe ist es, oh,
und gleichsam der Ahn der zehntausend Dinge.
Es bricht ihre Spitzen ab,
es löst ihre Verwicklungen.
Es bringt ihr Leuchten in Übereinstimmung,
es mischt ihren Staub;
verborgen in der Tiefe ist es, oh,
und scheint doch existieren zu können.
Ich weiß nicht, wessen Kind es ist;
es scheint älter als Gottheiten zu sein.”


KOMMENTAR:

“Den Nutzen einer Schale sieht man an deren Leere.”, kommt mir da in den Sinn. Bzw. kann man das zu jedem x-beliebiegen Gefäß anwenden. Dadurch, dass das Gefäß “leer ist” wird es möglich etwas hineinzugeben. Ob z.B. Speißen, Getränke, Geschenke, etc. Was man hineintut, kommt auch wieder hinaus. Der Nutzen des Gefäßes liegt eben darin, dass man es füllen und leeren kann. Nicht der Inhalt zählt, dieser wird ausgetauscht. Man gibt etwas hinein und nimmt wieder heraus. Das Gefäß bleibt beständig, der Inhalt nicht.

Diese Metapher angewendet am Menschen, deutet in eine ähnliche Richtung. Nicht der intellektuelle Inhalt, oder materialistische Güter, zählen. Diese sind austauschbar, sondern das was diese “umhüllt”.

Ein sich nicht mit den Inhalten identifizierender Charakter.

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